PETRENKO Iryna und Oleg

Familie aus Donetsk, kinderlos, Iryna ist Lehrerin an einer Berufsschule, Oleg ist ein Bergarbeiter.
Beide haben alte Mütter, die kategorisch ablehnen, aus Donezk herauszufahren und das eigene Haus zu verlassen. Wir hatten Kontakt mit dieser Familie schon vor dem Krieg, als Claude Pantaleoni mit seinen Schülern des LGE (Lycée de Garçons Esch) Solidaritätsaktionen für ukrainische Waisenkinder durchgeführt hat (2005-2013). Diese Familie hat ganz einfach und bescheiden gelebt, aber der Krieg hat sie gezwungen auf einem Existenzminimum zu überleben. Iryna und ihre Mutter leiden an chronischen Erkrankungen, wobei sie lebenslang auf Medikamente angewiesen sind. Mit Ausbruch des Krieges ist es zum großen Problem geworden, diese Medikamente zu bekommen und sie zu einem überhöhten Preis zu bezahlen. Oleg und Iryna haben ein Sommerhäuschen mit Garten (Datscha), Kartoffeln und Gemüse bauen sie selbst an, nur dank dem Eingemachten konnten sie den Winter 2015 überleben. Die Mine, in der Oleg arbeitet, wurde mehrmals bombardiert. Einmal im April 2015 ist Oleg anderthalb Tage untertage geblieben, und die Belüftungsstation der Mine wurde getroffen. Nachdem die Luftattacken zu Ende waren, wurden Bergleute ohnmächtig hochgehoben. Iryna hat auch eine schlimme Bombardierung erlebt, als sie bei sich auf der Datscha war. Das Häuschen war getroffen, ein Stück des Daches war kaputt und die Mauern haben größere Risse bekommen. Sie selbst erzählte später: „Ich bin in den Garten hinausgelaufen und habe mich einfach auf den Boden geschmissen. Ich weigerte mich, mich im Keller zu verstecken. Ich dachte, falls das Häuschen getroffen wird, findet man mich überhaupt nicht mehr, falls ich im Garten getroffen werde, findet man zumindest meine Leiche und man wird mich begraben.“

Einer der Gründe, wieso Oleg nicht aus Donetzk wegfahren wollte, ist dass er noch ein halbes Jahr untertage arbeiten wollte, um Anspruch auf eine ordentliche Bergmannsrente zu haben. Aber viele Wochen im Jahr 2015-2016 wurden durch die Bombardierungen nicht angerechnet, und als es schlussendlich soweit war und die nötige Anzahl an Arbeitsjahren untertage erreicht war, bekam Oleg noch immer nicht seine Rente. Als Vorwand haben die DNR-Behörden einen Fehler in einem Buchstaben seines Namens hervorgehoben, und ihm wurden seine sämtlichen Arbeitsjahre nicht angerechnet. Seit 2 Jahren versucht er mithilfe eines Rechtsanwaltes seine Identität zu beweisen, ohne Erfolg. Für seinen Bergmannslohn in der DNR kann er nicht einmal genügend Kohle kaufen, um sein kleines Häuschen im Winter zu heizen.

Oleg und Iryna haben Kleiderpakete von der Initiative „Pour la Paix et contre la guerre“ im September 2015 und von unserer Vereinigung im März und September 2019 bekommen, außerdem punktuelle finanzielle Hilfen für medizinische Behandlung bzw. Operationen. Da keine Bankverbindungen mit den besetzten Gebieten existieren, war es manchmal ganz kompliziert, das nötige Geld zukommen zu lassen, und manchmal war es zu spät.
Als Iryna plötzlich eine Nierenkrise gemacht hat, war niemand in der Nähe – ihr Mann hatte Nachtschicht, und trotz Telefonanruf kam die Ambulanz nicht, denn während der Ausgangssperre dürfte niemand nachts rausgehen. Am folgenden Tag wurde Iryna in das Spital eingeliefert, aber da sie nicht für die Operation zahlen konnte, wurde der Nierenstein nicht operiert, und Iryna heulte vor unerträglichen Schmerzen bis dass der Stein von selbst herauskam.
In Frühling 2019 litt Iryna immer mehr unter Rückenschmerzen. Es bestand zuerst der Verdacht auf Krebs, aber schlussendlich wurde ein Bandscheibenvorfall festgestellt.

Iryna hat im September 2019 300€ für Analysen und Behandlung von unserer Vereinigung bekommen. Aus Irynas Brief: „Ich danke von ganzem Herzen allen Personen, die uns helfen und uns nicht vergessen.“