Zareckaya Ljuba

Ljuba Zareckaya wurde 1979 in Donezk geboren und ist ausgebildete Geschichtslehrerin. 2005 promovierte sie in der Geschichte der Ukraine. Sie unterrichtete an der Nationalen Universität Donezk für Studenten verschiedener Fakultäten und nahm an zahlreichen Konferenzen in der Ukraine, in Weißrussland, Russland und Israel teil. Sie ist Autorin zahlreicher Artikel.

Im Jahr 2014 floh sie mit ihrer Mutter und zusammen mit der gesamten Universität nach Winnyzja.

Leider erhielt Ljuba in Winnyzja kein volles Lehrpensum, und um genug zum Überleben zu verdienen, kombinierte sie zwei Teilzeitjobs – in Lemberg und Winnyzja. Sie konnte nirgendwo eine feste Stelle finden, weil sie aus Donezk stammt.

Im März 2015 wurde Ljubas Mutter auf einem Fußgängerüberweg von einem Auto angefahren und starb.

Ljuba erlebte einen Schock, der ihr schweres seelisches Leid verursachte. Sie verließ ihre Arbeit und ging nach Kamtschatka zu ihrer einzigen Tante, der Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Es gelang ihr jedoch nicht, lange dort zu bleiben, da sie sich in Russland als Ukrainerin diskriminiert fühlte. Die Situation war ähnlich wie in der Ukraine, wo sie als „Donezkerin“ wahrgenommen wurde. Sie beschloss, nach Donezk zurückzukehren, wo ihr noch immer die Wohnung ihrer Mutter gehörte.

Dort begegnet sie ihrem früheren Freund, mit dem sie im Frühjahr 2016 ein Kind bekommt, Eugenia. Die Beihilfen der Volksrepublik Donezk (DNR) reichen nicht einmal für den Kauf von Windeln; ihr Freund arbeitet in verschiedenen Teilzeitjobs und muss neben Ljuba und Eugenia noch seine Großmutter und sein Kind aus erster Ehe versorgen. Ljuba weigerte sich, Geschichtskurse an der Universität Donezk zu unterrichten und wurde als Freiberuflerin für das Verfassen von Texten aller Art miserabel bezahlt. Manchmal war sie sogar gezwungen, auf Märkten oder in Geschäften nach Essensresten zu fragen.

Seit 2018 erhält sie von uns monatlich 20 Euro, um ihr Überleben zu sichern.

Unser Vorstand beschloss, Ljuba bei der Ausreise aus den besetzten Gebieten zu helfen, damit sie sich und ihrer Tochter ukrainische Ausweispapiere besorgen konnte. Ihr Reisepass wurde ihr beim Grenzübertritt in die besetzten Gebiete abgenommen und nicht zurückgegeben. Seither verfügt sie über keine offiziellen Dokumente mehr.

Zwischen Dezember 2018 und Januar 2019 organisierten wir einen Kuchenverkauf, um Ljuba zu unterstützen und ihr und ihrem Kind zu helfen, die Dokumente neu zu erstellen und zu versuchen, aus den besetzten Gebieten herauszukommen. Es wurden über 400 Euro gesammelt.

Im März 2019 gelang es Ljuba, die Dokumente – d.h. die Erlaubnis, die Grenze zwischen der Ukraine und den besetzten Gebieten zu überschreiten – für sich und ihre Tochter neu zu erstellen.

Erst Ende Sommer 2019 erhält Ljuba einen ukrainischen Reisepass und einen für ihr Kind.

Es gelingt ihr jedoch nicht eine Arbeit in der freien Ukraine zu finden und sie kann nicht wagen, die Volksrepublik Donezk ohne eine feste Stelle zu verlassen.

Im Herbst 2019 litt Ljuba an einer schweren Depression, aus der sie nur mit Hilfe von professionellen Ärzten herauskommen konnte.

Seit Herbst 2019 bekommt Ljuba kein Geld mehr von uns, aber sie hat 2 Pakete mit Kleidung für sich und ihr Kind erhalten. Sie sucht immer noch nach einer festen Stelle in der freien Ukraine, um die Volksrepublik Donezk zu verlassen. Wir sind als Vereinigung bereit, sie und ihre kleine Familie an einem neuen Ort weiterhin finanziell zu unterstützen.