Aktionen zur Unterstützung der Ukraine

Musikinstrumente für Jugendliche in Avdiivka

Unsere Vereinigung „Pour la Paix et contre la Guerre“ finanzierte und schickte 2019 alle Musikinstrumente an eine Gruppe von Jugendlichen, die sich dem Krieg mit der Musik widersetzen.

Avdiivka ist eine Industriestadt in der Ukraine, die an die Stadt Donezk grenzt, die von prorussischen Milizen kontrolliert wird. In der Zeit vor dem Krieg, also vor 2014, konzentrierte sich das kulturelle Leben vor allem auf Donezk. In Avdiivka befanden sich nur Betriebe und Schlafviertel. Seit Sommer 2014 leben die Bewohner von Avdiivka in unmittelbarer Nähe des Frontverlaufs.
Ein ukrainisch-patriotisches Ehepaar, Svetlana und Oleksiy Savkevych, setzt sich seit Anfang des Krieges für Freizeitaktivitäten von Jugendlichen in ihrer Stadt ein. Im Mai 2018 ist es ihnen sogar gelungen, ein Festival der ukrainischen Kultur in Avdiivka zu organisieren.
Dieses Festival hat bei Jugendlichen großes Interesse an der Musik geweckt. Daher wollte Oleksiy einen Musikraum für Jugendliche finden und ausrichten. Es sollte ein Raum sein, in dem Jugendliche sich treffen könnten, weit weg von der Straße und dem Krieg. Die Jugendlichen sollten voneinander lernen und miteinander Musik machen.
Am Anfang trafen sich die Jugendlichen in Garagen und in verlassenen Häusern und gründeten eine Rockband. Sie hatten Gitarren von schlechter Qualität und nur ein altes Schlagzeug, das ihnen eine Stadtbewohnerin geschenkt hatte. Besen dienten als Mikrofonständer. Oleksiy stellte einen Antrag  bei der Stadtverwaltung und den politischen Verantwortlichen, damit ihm ein Raum zugeteilt würde, in dem die Jugendlichen weiterhin Musik machen könnten.
Weiterlesen „Musikinstrumente für Jugendliche in Avdiivka“

Aktionen zur Unterstützung der Ukraine

Kalender 2020 mit Fotos vom Friedensmarsch

Von Ende Juli bis Anfang September 2019 unternahm unser Mitglied Anselmo Malvetti einen Friedensmarsch vom Genfersee bis zum Mittelmeer. Er wollte damit die Aufmerksamkeit auf den russisch-ukrainischen Krieg lenken, dem bisher mehr als 14.000 Menschen zum Opfer gefallen sind und der 1,5 Millionen Ostukrainer aus ihrem Heimatgebiet in die Flucht, meistens in die freie Ukraine, getrieben hat.

Von seiner langen Wanderung stellte uns Anselmo im Herbst die 12 schönsten Fotos, die er gemacht hatte, zur Verfügung. Diese sollten dazu dienen, einen Kalender für 2020 zu gestalten. Frau Lisa Battestini, auch Mitglied unserer Vereinigung, entwarf das Design.

Weiterlesen „Kalender 2020 mit Fotos vom Friedensmarsch“

Erkundung von Konfliktorten

Kultureller Besuch im Elsaß

Am 17. und 18. Dezember 2019 hat unsere Vereinigung « Ad pacem » eine kulturelle Studienreise ins Elsass organisiert. Zusammen mit fünfundzwanzig Schülern des Lycée de Garçons Esch-sur-Alzette (L) besuchte sie das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, das Memorial Alsace Moselle in Schirmeck und das Europäische Parlament in Straßburg.

Besuch des Konzentrationslagers

Am 17. Dezember unternahmen 25 Schüler des Lycée de Garçons in Esch-sur-Alzette (L) eine Studienreise ins Elsass. Drei Lehrer, Claude Pantaleoni, Christian Welter und Frau Dora Almeida, begleiteten die Schülergruppe.
Die erste Etappe führte ins Nazi-Konzentrationslager Natzweiler-Struthof südlich von Straßburg, wo wir gegen 10 Uhr 30 ankamen. Der ganze Ort ist eine « nationale Nekropole », weil 22.000 Menschen, größtenteils politische Häftlinge und Widerstandskämpfer, dort den Tod fanden. Sie hatten sich dem Naziregime widersetzt. Ungefähr 400 Luxemburger wurden dort interniert, von denen viele nicht überlebten.


Weiterlesen „Kultureller Besuch im Elsaß“

Aktionen zur Unterstützung der Ukraine

Hilfeaktion für Flüchtlingskinder in Dnipro

Im Laufe des Monats November 2019 kontaktierte uns die ukrainische Caritas in Dnipro, einer Millionenstadt in der Ostukraine,ob wir Kleider, Schuhe und Geschenke senden könnten, die an etwa 40 Flüchtlingskinder im Alter von 1 bis 15 Jahren verteilt würden.
Spontan spendeten etliche Mitglieder unserer Vereinigung Kleider, Schuhe und Geschenke für diese Hilfsaktion. Zwei Kisten mit Kinderkleidern übergab uns die Sektion des Roten Kreuzes von Villerupt (F).

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Die griechisch-katholische Gemeinde von Dnipro organisiert die Hilfe für die Familien, die aus den pro-russisch besetzten Gebieten von Luhansk und Donezk geflüchtet sind. Alle sind aus politischen und/oder religiösen Gründen geflohen.
Am 15. Dezember sandten wir fünf große Kartonskisten mit insgesamt 80 Kilogramm nach Dnipro, die am Freitag, dem 20. Dezember, dort ankamen. Alles wurde an die Kinder, Jugendlichen und Eltern verteilt. Weiterlesen „Hilfeaktion für Flüchtlingskinder in Dnipro“

Aktionen zur Unterstützung der Ukraine

Kuchenverkauf im Lycée de Garçons von Esch-sur-Alzette zugunsten von Kriegsflüchtlingen Ludmila und Danil

SchülerInnen des Escher Gymnasium, Lycée de Garçons d’Esch-sur-Alzette (LGE), haben vom 21. Oktober bis 12. November 2019 den Verkauf von selbstgemachtem Gebäck während den Pausen organisiert. Der Erlös war zugunsten von Ludmila Bazhenova und ihres Enkels Danil. Beide sind Kriegsflüchtlinge aus Donezk (Ostukraine), eine Stadt die von prorussischen Separatisten besetzt wird.

Bis Ende Oktober wurde beiden von der Caritas in Dnipro geholfen. Diese Hilfsorganisation hat uns, Mitte Oktober, diese schwierige Situation von der siebzigjährigen Großmutter Ludmila und und ihres Enkels Danil, der zwölf Jahre alt ist, weitervermittelt. Beide sind im Jahre 2017 aus Donezk geflüchtet, weil die familiäre Situation für die Großmutter und das Kind unhaltbar geworden war.
Danils Mutter hat 2014 während der Bombenangriffe ein handikapiertes Kind auf die Welt gebracht. Der Vater, nicht der natürliche Vater von Danil, kam ins Gefängnis wo er monatelang von den Separatisten gefoltert wurde. Während Zwangsarbeiten im Freien gelang ihm die Flucht und er kam wieder im geheimen zur Familie. Aber, er ist dermaßen psychisch labil geworden, dass er ständig Danil schlug. Die Großmutter konnte diese schwierige Situation nicht mehr aushalten, und da sie keinerlei Hilfe in der okkupierten Zone fand, beschloss sie mit dem Enkel zu flüchten. Sie haben sich ohne Probleme über unbewachte mit Minen voll gelegten Feldern, in die freie Ukraine in Sicherheit gebracht und haben die Stadt Dnipro erreicht.

Während des ersten Jahres sind aber alle ihre Geldreserven verflogen, ohne dass sie ihre Lage finanziell stabilisieren konnten. Schließlich haben sie Hilfe bei der griechisch-katholischen Gemeinde und der Caritas gefragt. Diese hat uns Mitte Oktober gefragt, ob wir unsererseits helfen könnten.
Um diese Hilfe für die zwei Flüchtlinge zu gewährleisten, haben wir ein Dutzend Klassen des LGE, während des Faches „Leben und Gesellschaft“ besucht, um den Schülern zu erklären wie ein Krieg eine Familie längerfristig zerstört. Wir haben aber auch erklärt, dass jeder Schüler dieser Familie helfen kann, falls er bei einem Kuchenverkauf mitmacht. In jeder Klasse gab es Schüler, die bereit gewesen sind zu helfen.
Während den Pausen konnten die Schüler und die Lehrer während zweieinhalb Wochen leckeres Gebäck schmecken für 1€ das Stück. Der Verkauf hat insgesamt 650€ erbracht. Mit diesem Geld werden wir Ludmila und Danil bis April 2020 die Miete einer Wohnung bezahlen. Bis dahin hofft die Caritas einen (Aus-)Weg für die beiden Flüchtlinge zu finden.

Vorträge / Diskussionen / Zeugenberichte

Am 30. Jahrestag nach dem Berliner Mauerfall – Gesamteuropäische Friedensordnung zwischen Idee und Realität

Am Samstagmorgen des 9. November 2019  hat unsere Vereinigung „Ad pacem servandam“ im Creative Hub 1535° in Differdingen (L) von 10 bis 12Uhr30 ihre Mitglieder und alle Interessierte an der Friedensfrage  zur Konferenz „Gesamteuropäische Friedensordnung zwischen Idee und Realität“ eingeladen.

Herr Dr. Bruno Schoch, Experte auf dem Gebiet der Friedens-und Konfliktforschung in Europa hielt den Vortrag in deutscher Sprache. Herr Schoch ist Senior Researcher am Leibniz Institut für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main. Der Vortrag bestand aus zwei Teilen und nach jedem gab es eine politische Debatte. Weiterlesen „Am 30. Jahrestag nach dem Berliner Mauerfall – Gesamteuropäische Friedensordnung zwischen Idee und Realität“

Vorträge / Diskussionen / Zeugenberichte

Die russische Besetzung des ukrainischen Donbass / Vortrag der ukrainischen Historikerin Olena STYAZHKINA auf dem Salon du Livre et des Cultures 2019 in Luxemburg

Auf Einladung der Friedensinitiative „Ad pacem servandam“ (Für Frieden und gegen Krieg) war die ukrainische Historikerin und Schriftstellerin Olena Styazhkina vom 1. bis zum 3. März 2019 zu Gast auf dem „Salon du Livre et des Cultures“ in Luxemburg. Sie hielt dort am 2. März einen Vortrag, in dem sie die Invasion und Besetzung der ukrainischen Städte Donezk und Luhansk durch russische Truppen im Osten des Landes dokumentierte. Die beiden nachfolgenden Berichte (zusammenfassend und ausführlich) gibt ihren Vortrag so getreu wie möglich wieder.
Etwaige Fragen an Frau Styazhkina können Sie uns gerne mittels unseres Kontaktformulars (http://adpacem.org/a-propos/devenir-membre-et-nous-contacter/) zusenden.

Während des 19. und 20. Jhs. ist die Ukraine lange ein kaum bemerktes Land und fristet ein eher unsichtbares Dasein. Dies ändert sich, als sich im Jahr 2014 das ukrainische Volk im Zentrum der Hauptstadt, auf dem Maidan, erhebt. Dieser Volksaufstand in Kyjiw dauert wochenlang. Das halsstarrige Benehmen des ukrainischen Volkes, das sich für mehr Unabhängigkeit einsetzt, führt dazu, dass Russland reagiert. Nach altem Muster besetzt es weite Teile der Ukraine. Der groβe Nachbar zeigt hiermit seinen Willen, diese Gebiete wieder unter seine Herrschaft zu bringen. Er annektiert auch die Krim und beginnt einen hybriden Krieg im Osten des Landes. In allen von ihm besetzten Gebieten verbreitet sich die russische Propaganda, die Desinformation beherrscht somit alle annektierten Regionen. 2014 sind die Nostalgiker der guten alten sowjetischen Zeit noch zahlreich in der Ukraine vertreten. Sie empfangen den russischen Besetzer als Befreier und Friedenssicherer.
Es beginnt dann progressiv eine hybride Kriegführung Russlands im ukrainischen Donbass, wo eine Umfrage in Donezk im März 2014 zeigt, dass nur eine Minderheit der Bevölkerung den Anschluss dieser Gebiete an Russland wünscht. Anhand von Fotos und soziologischen Studien, erklärt Frau Styazhkina, wie zwischen März und Mai 2014 die prorussischen Spezialeinheiten der Armee nach und nach die Machthebel in der Verwaltung, der lokalen Polizei und auf der Straße übernehmen. Indem die neuen Machthaber alle Medien kontrollieren, wird die örtliche Bevölkerung manipuliert, so dass sie glaubt, dass es sich beim Einsatz um eine russische Befreiung von den sogenannten Faschisten handelt, die in Kyjiw, der Hauptstadt, durch den Volksaufstand auf dem Maidan die Macht errungen hätten.
Ab Sommer 2014 führt Russland einen Aggressionskrieg durch die Besetzung weiterer Teile im Osten des Landes. Da Frau Styazhkina während dieser Zeit in Donezk gelebt hat, kann sie anhand von Fotos und konkreten Beispielen zeigen, wie das neue prorussische System Fuß fasst, auch dank der russischen Spezialeinheiten, die sehr schnell die wichtigsten Machtstellen in den Städten kontrollieren. Ohne die hundertprozentige Kontrolle der Nachrichten in den Medien hätten die Russen nicht die Mehrheit der Bevölkerung in den besetzten Gebieten manipulieren können.
Frau Styazhkina stellt anschließend bestimmte Formen des gewaltfreien Widerstandes in der Donezker Bevölkerung vor, ohne zu verschweigen, dass die Menschen damit ihr Leben riskierten. Schließlich bringt sie konkrete, nicht zu widerlegende Beweise für die Tatsache, dass ein Teil des Donbass heute durch russisches Militär besetzt ist. Gleichzeitig erklärt die Historikerin ganz klar, dass man zu keinem Moment von einem Bürgerkrieg sprechen könne, wie die russischen Medien anführen. Leider wird diese russische Sicht der Dinge auch von manchen westlichen Journalisten und Berichterstattern übernommen.
Heute wird der Krieg auf einer Front weitergeführt, die ungefähr 400 Kilometer lang ist. Er hat bislang zu 13.000 Toten auf ukrainischer Seite geführt – hierzu zählen nicht die Toten, die es in den zwei prorussischen, selbsternannten Republiken von Donezk und Luhansk gegeben hat.

Hier können Sie den ganzen Bericht über den Vortrag von Frau Styazhkina nachlesen.

Unsichtbare Ukraine

Seit fünf Jahren existiert in der Ukraine wieder eine Literatur, die den Krieg als Hauptthema behandelt. Es gibt Schriftsteller, die als einfache Soldaten oder als Ärzte an der Front gewesen sind oder eine Zeit lang in den besetzten Gebieten gelebt haben. Diese Literatur bemüht sich, die richtigen Worte zu finden, um den Krieg zu beschreiben. Diese Werke sind heute ein wichtiger Teil der Literatur in der Ukraine. Frau Styazhkina versteht, dass es hier in Luxemburg und in der Großregion für viele Menschen schwierig ist, zu verstehen, was in ihrem Land passiert. Darum fällt es vielen schwer, sich solidarisch mit einem Land, das unsichtbar ist, zu fühlen.
Im 19. Jh. fanden die Intellektuellen Europas, dass die Ukraine als eigenmächtiger Staat zwischen Polen und Russland liege, während im 20. Jh. behauptet wurde, dass das Land sich innerhalb der UdSSR aufgelöst habe. Genau wie zu jener Zeit ist es für das heutige imperiale Russland logisch, dass keine Unterscheidung zwischen Ukraine, Weißrussland und den postsowjetischen Ländern gemacht wird. Da die ukrainische Sprache der russischen gleicht, gilt für viele das Vorurteil, dass in beiden Ländern dasselbe Volk wohnt. Viele Europäer glauben auch, dass die Weißrussen und die Ukrainer ein und dasselbe Volk sind. Sogar einige Ukrainer machen die Unterscheidung nicht mehr.
Wo ist die Grenze?
Der Volksaufstand auf dem Maidan und die russische Aggression im Jahre 2014 ändern diese Sichtweise. Denn ab dann wird die Ukraine sichtbar. Aber der Preis, den sie dafür zahlen muss, ist hoch: viele Ukrainer müssen bereit sein, zu demonstrieren und für ihr Vaterland zu sterben.
Seit 2014 wird in allen russischen Medien berichtet, dass der Krieg in der Ukraine ein Bürgerkrieg sei. Dies entspricht jedoch nicht der Wahrheit, denn es gibt keine zivile Konfrontation zwischen Kyjiw und Donezk. Es stimmt, dass die Menschen in Donezk nicht für die Unabhängigkeit der Ukraine gekämpft haben, wie dies in der Hauptstadt der Fall gewesen ist. Aber der Kreml wird reagieren, denn er versteht den Volksaufstand auf dem Maidan als einen Aufstand gegen Russland. Für den Kreml gehört die Ukraine zu Russland, für ihn gibt es keine Grenze zwischen diesen beiden Ländern. Dies ist der Grund, warum seitdem russische Panzer in den Straßen von Donetsk und Luhansk Stellung nehmen.
Der Kreml erkannte weder 1956 eine Grenze mit Ungarn an, noch 1968 eine mit der Tschechoslowakei. Die russischen Sowjets glaubten damals, sie hätten das Recht jene Gebiete zu kontrollieren, um dort ihre Macht auszuüben. Das moderne Russland ist der Erbe der UdSSR und glaubt deshalb, seine Panzer in das Nachbarland schicken zu dürfen, so wie es dies im Jahre 2008 in Georgien getan hat. Viele europäische Politiker akzeptieren heute diese russischen Besetzungen, so wie sie es zur Zeit der Sowjetunion getan haben. Gott sei Dank gibt es die Wirtschaftssanktionen, eine Art Waffe, mit denen die Europäer zeigen können, dass sie mit dem Handeln der russischen Regierung nicht einverstanden sind. Wie in Russland gibt es auch in der Ukraine Menschen, die unsicher sind, ob es Grenzen zwischen Russland und der Ukraine gibt. Es sind dies die Nostalgiker der UdSSR, für die alles, was sowjetisch ist, die gute alte Zeit darstellt.

Donezk und Luhansk Anfang 2014

Vom 26. bis zum 28. März 2014 wurde eine Umfrage bei 500 Einwohnern von Donezk durchgeführt, bei der die Einstellung zu bestimmten Aktualitätsfragen erfasst wurde. Diese Umfrage, die nach dem Anschluss der Krim durch Russland stattfand, zeigt, wie viele Menschen eigentlich in die alte sowjetische Zeit zurückwollten bzw. wie viele für eine freie Ukraine plädierten.
65,7% der Einwohner von Donezk wollten in der Ukraine leben; 8,7% wollten in die neue Union mit Russland und den alten sowjetischen Republiken (d.h. zurück zur UdSSR-Zeit); 18,7% wollten eine Region der russischen Föderation werden; 4,7% wollten die Unabhängigkeit von Donezk.

Diese Zahlen, die vom ukrainischen „National Institute for Strategic Studies“ publiziert wurden, sind wichtig und jedoch wenig bekannt. Selbst in der Ukraine und vor allem im Donbass, wo die russische Propaganda sehr stark ist, kennen nur wenige Menschen diese Daten.
Im März des Jahres 2014 unterstützte die Bevölkerung von Donezk nicht, was sich in Kyjiw abspielte, denn die meisten Menschen hatten Angst vor der Zukunft. Das russische Fernsehen verbreitete die Nachricht, dass die Kyjiwer Regierung die russische Sprache im Donbass verbieten wolle. Aber nur 3,7% der Einwohner behaupteten (in der Umfrage), dass dies ihr größtes Problem sei und sie daher wollten, dass die russische Sprache offizielle Landessprache werde. Was die Menschen vor allem beschäftigte, waren die sozialen Probleme, allen voran die Gehälterfrage, die Preissteigerungen und die Sicherheitsfrage. Die Menschen waren nicht bereit, zu den Waffen zu greifen, und wollten nicht gegen die Ukraine kämpfen. Der Kreml verstand, dass die Lokalbevölkerung nicht willens war, sich gegen die Kyjiwer Zentralregierung zu erheben, und beschloss deshalb, eigene Spezialeinheiten zu schicken.

Die verschiedenen Phasen der Besetzung

Der russische Soziologe Nikolay Mitrokhin, der in Deutschland lebt, unterscheidet verschiedene Phasen der russischen Aggression. Er unterscheidet drei Phasen, die zum militärischen Konflikt im Donbass führen. Die erste lief versteckt ab und war nicht direkt sichtbar. Es war eine „Invasion von Touristen“, junge Russen, die plötzlich in den Straßen von Donezk und Luhansk auftraten. Sie kannten diese Städte und die Gebiete des ukrainischen Donbass nicht. Sie fragten die örtliche Bevölkerung, wie man diesen oder jenen Ort finden könne, sie kamen schwer zurecht mit den Preisen der Waren; sie hatten einen russischen Akzent und ihre Uhren gingen nach der russischen Zeit, in der es zwei Stunden Unterschied zur ukrainischen gibt. Sie reisten am Wochenende an, sodass die örtliche Bevölkerung von den Revolutionen des Wochenendes spricht. Sie reisten abwechselnd von Donezk nach Luhansk. Wenn an einem Wochenende eine dieser Revolutionen in Donezk stattfand, war es ruhig in Luhansk und umgekehrt. Ein Teil der örtlichen Bevölkerung nahm an den Straßenumzügen teil; es waren vor allem Menschen, die dafür bezahlt und von russischen Sicherheitsdiensten kontrolliert wurden. Auf den Fotos erkennt man sie an ihre schwarzen Mützen und an der Art und Weise, wie sie sich gegenseitig anschauen, indem sie die Demonstrierenden mit ihren Blicken kontrollieren. Es kamen also russische Nationalisten aus ihrer Heimat, um in Donezk und Luhansk den Aufstand zu organisieren; sie wurden wenig später von russischen Spezialeinheiten und Geheimdiensten ergänzt. Sie organisierten die prorussischen Straßenumzüge und die Besetzung der Verwaltungen. Dies war die erste Etappe, die das Ziel verfolgte, die Ukraine zu destabilisieren.

Die zweite Phase der Aggression sieht Mitrokhin, als russische Spezialeinheiten der Armee die kleinen Städte des Donbass besetzten. Es waren vor allem Kriegsveteranen aus Afghanistan und Tschetschenien sowie politisierte Partisanen und Freiwillige, die von neo-imperialistischen Organisationen in Russland rekrutiert wurden, die die militärische Besetzung vorantrieben. Auf Fotos aus dem Jahre 2014 kann man auch Soldaten des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow sehen, der ein enger Vertrauter Putins ist.

Die dritte Phase begann im August 2014, als die ukrainische Armee reagierte und die Lieferung von Waffen und den Einmarsch von fremden Soldaten auf das Territorium der Ukraine verhindern wollte. In dem Moment schickte Russland reguläre Armeeeinheiten, die besser ausgerüstet und auf den Krieg vorbereitet waren, als dies für die ukrainische Armee der Fall war. Diese war machtlos und gezwungen, einen Waffenstillstand anzunehmen. Auf den Fotos, die die Historikerin Styazhkina zeigt, kann man gut Soldaten der russischen Armee erkennen, die typisch asiatische Gesichtszüge haben und sich klar von ukrainischen unterscheiden. Seit August 2014 kann man eindeutig von einer russischen Besetzung des Donbass sprechen. Die Agenten der russischen Geheimdienste nahmen alle wichtigen Machtzentren der besetzten Gebiete ein.

Das Volk desinformieren

Während dieser Phasen der russischen Aggression steht die ukrainische Gesellschaft, im Großen und Ganzen, unter einem emotionellen Schock, der mit einer gewissen hysterischen Haltung gekoppelt ist. Beides verhindert, dass die Ukrainer analysieren und verstehen können, was im Südosten des Landes passiert. Die russischen Medien berichten unablässig, dass die örtliche Bevölkerung des Donbass sich gerade gegen die Ukraine erhebe. Da die Ukrainer nicht mit Invasion und Besetzung durch Russland gerechnet haben, nutzen die russischen Medien die Gelegenheit, um die Menschen in den besetzten Gebieten so zu beeinflussen, dass sie glauben, die Ukraine sei der Feind und Russland der Befreier. Im Jahr 2014 befand sich die ukrainische Armee in einem desolaten Zustand und sie war schlecht auf einen Krieg vorbereitet, vor allem nicht auf eine militärische Auseinandersetzung mit Russland. Deshalb stoppten vor allem ukrainische Bataillone, die sich aus freiwilligen Kämpfern zusammensetzten, das Vorrücken der prorussischen Kräfte.
Widerstand in Donetsk
Frau Styazhkina zeigt eine Reihe Fotos, auf denen man verschiedene Formen des ukrainischen Widerstandes in der Stadt Donezk sehen kann. Auf einem ersten Foto sind demonstrierende Studenten und ukrainische Patrioten abgebildet, die dazu bereit sind, für die Ukraine zu kämpfen. Diese Demonstration fand am Tag nach der russischen Besetzung oder Übernahme der administrativen Gebäude in Donezk statt. Auf einem anderen Foto sieht man die Demonstration vom 5. März 2014, an der sich ungefähr 10.000 Menschen beteiligten.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Auf einem weiteren Foto erkennt man Dimitry Chernyavsky, einen ukrainischen Patrioten, der am 13. März 2014 in Donezk von Russen umgebracht wurde.

Ein anderes Foto zeigt Vladimir Rybak, einen ukrainischen Patrioten aus Horliwka, der verschleppt, gefoltert und im April 2014 getötet wurde, nur weil er die ukrainische Flagge verteidigt hatte. Er wurde nackt und tot in einem Fluss wiedergefunden, nachdem er grausam gefoltert worden war. Mit diesem Mord versuchten die Besetzer der örtlichen Bevölkerung zu zeigen, was mit demjenigen geschieht, der sich der Besetzungsmacht widersetzt.

Ein Foto hält nach dem Mord an Rybak Demonstranten auf den Straßen fest, die genau wussten, mit welchen grausamen Folgen sie zu rechnen hätten.
Auf einem Foto sieht man die Kundgebung vom 17. April 2014, bei der die Demonstrierenden von schwarz gekleideten Männern angegriffen werden. Einige werden geschlagen und verschleppt.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Frau Styazhkina, die an dieser Demonstration teilnahm, hörte, als sie zuhause war, von den russischen Medien eine ganz andere Berichterstattung über die Kundgebung: nach russischer Berichterstattung handelte es sich um einen Straßenumzug in Donezk, bei dem die Demonstrierenden von Ukrainern daran gehindert wurden, sich für eine Eingliederung in die russische Föderation einzusetzen. In dem Moment verstand die Historikerin, dass die Einwohner von Donezk nichts mehr tun konnten.
Die Situation verschlimmerte sich. Es gab Morde an patriotischen Ukrainern, was weitere öffentliche Kundgebungen verhinderte. Im Sommer 2014 begannen viele Einwohner von Donezk aus den besetzten Gebieten zu flüchten. Auch wenn viele Menschen geblieben sind, heißt das nicht, dass sie die russische Besetzung akzeptieren. Auf einem anderen Foto zeigt die Historikerin die Stadt Sloviansk nach der Befreiung von der russischen Besetzung.

Die Menschen sprechen weiterhin russisch und sie können ukrainisch lernen, wenn sie wollen. Sie wehren sich gegen jede neue Besetzung der Stadt durch russische Einheiten. Hätten sie unter russischer Herrschaft bleiben wollen, hätte es sicher Widerstand gegeben, was aber bis heute nicht der Fall gewesen ist. In den Städten, die von der russischen Besetzung befreit wurden, wird von vielen Gräueltaten berichtet, die die örtliche Bevölkerung durch die Besetzer erleiden musste. In allen Gebieten, die von Russland besetzt sind, gibt es weiterhin Widerstand.
Auf einem StreetArt-Foto vom Sommer 2014 zeigt der Künstler Sergej Zakharov, wie er gegen die russische Besetzung Widerstand leistet. Es brauchte viel Mut, um einen solchen Akt des Widerstandes vor dem Justizgebäude in Donezk zu zeigen.

Auf einem anderen Foto sieht man einen „Helden“ der Volksrepublik Donezk (DNR), Motorola genannt, der später durch eine Explosion in seinem Haus umgebracht wurde. Der Künstler verbrachte vier Monate in einem Konzentrationslager in Donezk. Er wurde gegen Bargeld frei gelassen, denn die Verantwortlichen dieser Volksrepublik sind bereit, Gefangene gegen hohe Geldsummen frei zu lassen. Nach seiner Befreiung hat Sergej Zakharov einen Comic gezeichnet, in dem er zeigt, was er im Konzentrationslager erlebt hat. Das Schlimmste waren für ihn die vorgetäuschten Erschießungen. Dreimal musste er dies erleben. Während drei Monaten war er mit seinem Bein an das Bein eines anderen Häftlings gebunden. Beide sollten zusammen erschossen werden.

Auf einem Foto kann man den Spruch „Russland ist sch…“ lesen, während auf einem anderen Foto zum Trocknen aufgehängte Badetücher auf einem Balkon zu sehen sind, die zufällig die Farben der ukrainischen Fahne darstellen. Auf einem weiteren Foto  entdeckt man ein Graffiti auf einer Mauer mit dem Spruch « PUTLER, verschwinde! ». Putler ist das zusammengesetzte Wort für Putin und Hitler. Ein anderes Foto  zeigt das Innere einer Straßenbahn in Donezk und auf einem anderen sieht man den russischen Frieden mit dem Faschismus gleichgestellt.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Alle diese Graffitis sind von Einwohnern Donezk gemacht, die damit ihren Widerstand zeigen möchten. Neben diesen visuellen Formen gibt es Formen des Widerstandes über die Sozialnetze. Diese dauern meisten nur kurz an, weil es darum geht, verbotene Nachrichten auszutauschen, wie z.B. Angaben zu momentanen Kontrollstellen durch die Miliz oder wie man sie umgehen kann oder wo man sich treffen möchte. Der Blogger Stanislav Aseyev  blieb in Donezk, um über die täglichen Ereignisse, wie Verschleppungen, Ängste der Menschen und die Folter zu berichten. Er wurde verhaftet und der ukrainische Staat verlangt bis heute seine Befreiung. Da man keine Nachrichten mehr von ihm hat, weiß niemand, ob er noch lebt.

Wir befinden uns im sechsten Jahr der Ausgangssperre in Donezk, wo es den Menschen verboten ist, zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens aus dem Haus zu gehen. Andernfalls werden sie festgenommen. Auf einem Foto  sieht man russische Soldaten in den Straßen der Stadt patrouillieren. Sie werden ständig ausgewechselt.

Beweise für russische Besetzung
Frau Styazhkina hat zusammengefasst, wieso es sich beim neuen Regime in den besetzten Gebieten des Donbass mit Sicherheit um eine russische Besetzung handelt. In allen besetzten Gebieten gelten das russische Finanzwesen und der Rubel, die russische Währung. Alle wichtigen Rohstoffe (Metall, Kohle, Holz) werden nach Russland gebracht. Sogar hundertjährige Bäume werden in den Parks abgeholzt und nach Russland exportiert. Größere Metallkonstruktionen, ja sogar ganze Fabriken werden abmontiert und weggebracht. Die ukrainischen Medien (Presse, Radio, Fernsehen) sind verboten und der Zugang zu ukrainischen Webseiten ist gesperrt. Die ukrainische Sprache ist offiziell erlaubt, aber in den Schulen wird sie nicht gelehrt. In der Stadt Donezk gibt es momentan acht Gefängnisse und ein Konzentrationslager. Es gibt, wie oben erläutert, einen gewaltfreien Widerstand. Daneben gibt es auch einen Widerstand, der mit Gewalt und punktuellen Sabotageakten agiert, wie Sprengungen von Brücken, Zuggleisen, Verwaltungen und Gefängnissen. Auch werden Vertreter der Besatzungsmacht umgebracht, weil sie verantwortlich für Morde an ukrainischen Patrioten sind. Alle diese Widerstandsaktionen sind geheim geführt und gehalten. Man kennt keine Details über diese Untergrundbewegungen der ukrainischen Partisanen, die in den besetzten Gebieten tätig sind. Diese Patrioten riskieren ihr Leben bei der Durchführung dieser Maßnahmen.
Wie viele sind geflüchtet, wie viele geblieben?
Vor der Besetzung zählte Donezk mit seinem ganzen Distrikt ungefähr 5 Millionen Einwohner. Den Statistiken der Volksrepublik Donezk (DNR) zufolge leben heute 1,7 Millionen Menschen im Donezker Distrikt. Allerdings kontrolliert die DNR nur ein Drittel des früheren Distriktes. In Luhansk lebten vor der Besetzung etwa 3 Millionen Einwohner; jetzt soll eine Million auf dem Gebiet dieser Volksrepublik leben. Frau Styazhkina glaubt, dass die Zahlen von den Verantwortlichen dieser Volksrepubliken bewusst übertrieben werden, um höhere Zuschüsse und mehr Geld vom Kreml zu bekommen. Regelmäßig verkünden die Verantwortlichen der beiden Volksrepubliken, dass sie die Häuser und Wohnungen, die von den Millionen geflüchteter Ukrainer leer zurückgelassen wurden, verstaatlichen wollen. Bis jetzt wurde dies jedoch nicht in die Tat umgesetzt.
Die Historikerin Styazhkina ist davon überzeugt, dass das letzte Ziel Russlands darin besteht, die ganze Ukraine zu besetzen. Falls das zutreffen sollte, würde sich Russland in der Mitte Europas befinden. Es würde mit seiner nichteuropäischen Art Politik zu führen eine ganz andere Form von Freiheit und Gewissensfreiheit vertreten. Ein letztes Foto zeigt die alte Industriestadt Kramatorsk, die 2014 nach mehrmonatiger Besetzung von der ukrainischen Armee befreit wurde. Hier sehen wir, wie ein Jahr später die Stadtbevölkerung aus eigener Initiative auf die Straße geht, um ihrer Freude darüber, befreit worden zu sein, Ausdruck zu verleihen. Die Menschen auf dem Foto sind froh darüber, Ukrainer zu sein, und sagen es auf russisch. Frau Styazhkina schließt ihren Vortrag mit dem Wunsch, bald ein ähnliches Foto von Donezk zeigen zu können. Denn die Mehrheit der Menschen in den besetzten Gebieten sind diesen Krieg leid. Auch fühlen sich mittlerweile viele, die anfangs prorussisch waren, von Russland verraten. Viele möchten, dass die Gebiete wieder ukrainisch werden, auch wenn, im Augenblick, niemand sagen kann, wie das erfolgen soll.

Aktionen zur Unterstützung der Ukraine

Neuigkeiten von zwei ukrainischen Studenten deren Studium wir mit Spenden unterstützen

Zwei Studenten, die wir im Moment in der Ukraine dank unserer Spenden unterstützen, haben das Studienjahr 2018-2019 erfolgreich abgeschlossen.

Es handelt sich hierbei zum einen um Susanna Aksenkova, die wir seit 2016 unterstützen. Susanna ist eine fleißige und begabte Studentin, die 2016 die Sekundarschule in Kramatorsk mit Bestnoten abgeschlossen hat. Wegen des Krieges musste sie mit ihrer Mutter aus Horliwka (das heute besetzt ist) flüchten. Dank unserer Hilfe kann sie bis jetzt Medizin studieren, um ihren Traumberuf Ärztin zu werden zu verfolgen. Dank unserer Spenden können wir Susanna u.a. die Miete ihres Zimmers in Charkiw und die Anschaffung von Büchern bezahlen.

Hier ein Auszug aus ihrem Brief, den sie uns kürzlich zukommen ließ:
„Guten Tag.
Meine Sommerprüfungen habe ich sehr gut bestanden. Es geht mir gut.
Besonders möchte ich mich für Ihre finanzielle Hilfe bedanken. Ohne dieses Geld hätte ich keine Möglichkeit wissenschaftliche und praktische Konferenzen und Seminare in meinem Fach zu besuchen. Dank Ihrer Hilfe kann ich die Publikation meiner Forschungsartikel bezahlen und auch Reisekosten decken, wenn ich zu einer Konferenz in eine andere Stadt fahren muss. Außerdem kann ich mir alle nötigen Lehrbücher für das Studium an der Uni anschaffen. Diesen Sommer bleibe ich in den Ferien in Charkiw und arbeite in der Uni-Klinik. Vor kurzem bin ich Mitglied des Ukrainischen Studentenvereins Ingenius geworden und gemeinsam mit anderen Mitgliedern organisieren wir Vorlesungen von praktizierenden Ärzten für Studenten. Die nächste Vorlesung findet im September statt.
Dank Ihrer Hilfe kann ich mein Studium und alle diese Aktivitäten verbinden. Ich danke allen Menschen, die mich mit ihren Spenden unterstützen. Ich wünsche allen viel Gesundheit und gute Erholung in den Sommerferien.
Susanna, am 25. Juli 2019.“

Sie können die ganze Geschichte von Susanna hier nachlesen.

 

Seit September 2018 unterstützen wir außerdem Lev Borodin, einen jungen Informatikstudenten, dessen Familie Binnenfüchtling aus Donezk ist. Sein Fall wurde uns durch die Caritas in der Ukraine vermittelt.
Levs ukrainisch-russische Familie musste, auch wegen ihrer Zugehörigkeit zur Griechisch-katholischen Kirche, aus Donezk fliehen.

Levs Mutter Irina schrieb uns in einem Brief:
„Bis zum letzten Moment haben wir nicht geglaubt, dass ein Krieg möglich sei. Wir nahmen teil an den friedlichen Protestaktionen, am Gebetsmarathon, der die Menschen aus verschiedenen Konfessionen im Gebet für Frieden vereinigt hatte. Aber es nützte nichts. Man hat nach Donezk fremde bewaffnete Menschen gebracht und die schossen auf die friedlichen Demonstranten mit Steinen und Molotowcocktails. Bald gab es Schießereien in der Nähe der Schule; der Donezker Flughafen wurde bombardiert und das griechisch-katholische Kirchengebäude unserer Pfarrei wurde zerstört. Da haben wir die Entscheidung getroffen, vorläufig zu fliehen, in der Hoffnung bald zurückzukommen wenn es wieder Frieden wird.“

Aber bis jetzt ist dies nicht der Fall gewesen. Die Familie flüchtete nach Dnepr, wo sie an Diskriminierung litt. Sie musste dreimal die Wohnung wechseln. Der Familienvater hat bis jetzt keine feste Arbeit gefunden, nur kleine Gelegenheitsjobs. Die Gesundheit des Sohnes Lev, der an angeborener autoimmuner Schilddrüsenerkrankung leidet, verschlimmerte sich bei der Flucht. Er musste immer höhere Dosen an hormonellen Präparaten zu sich nehmen. Außerdem leidet er an Kyphose. Dies bedeutet große Ausgaben für die Familie für Medikamente, Analysen und Kinesiotherapie.
2018 machte Lev sein Abitur und wollte Informatiker werden. Die Kosten für das Studium waren für seine Familie jedoch zu hoch. Im Sommer 2018 haben wir beschlossen, Lev in seinem Studium zu unterstützen mit der Bezahlung der Studiengebühren und der Miete des Wohnheimes.

Lev schreibt uns in seinem letzten Brief:
„Ich möchte vielen Dank sagen an alle Personen, die Spenden für mich gemacht haben. Dieses Geld hat mir ermöglicht ein ganzes Studienjahr an der Kiewer Universität zu studieren. Ich habe viel für meinen zukünftigen Beruf gelernt. Im Winter hatten wir auch ein Praktikum, wo ich theoretisch erworbene Kenntnisse praktisch anwenden konnte und ein Projekt zum Umweltschutz ausarbeiten konnte. Es gefällt mir sehr in Kiew zu studieren, wo ich viele neue Freunde gefunden habe. Ohne Ihre Hilfe wäre das alles nicht möglich. Ich danke Ihnen sehr.
Lev Borodin, am 23. Juli 2019.“

Sie können die ganze Geschichte von Lev hier nachlesen.